Die Schwächen von Kamera-Displays

Ich beobachte immer wieder, dass einige die Belichtung anhand des Kamera-Displays einstellen oder korrigieren. Davon kann ich aus mehreren Gründen nur abraten:

  • Kamera-Displays sind zu klein, Details nicht immer erkennbar (vergrösseren nur bedingt ein Ersatz).
  • Ob etwas als hell oder dunkel wahrgenommen wird, hängt stark vom Umgebungslicht ab.
  • Die Display-Helligkeit hängt von der Einstellung ab, die man getroffen hat.
  • Die Displays sind nicht kalibriert und dienen nur der Übersicht über das Bild und zur Anzeige des Menüs.
  • Die Bilder basieren auf in der Kamera generierten Vorschaubildern in JPG. RAW hat ein viel breiteres Spektrum.
  • Spiegelungen auf den Displays beeinträchtigen die Wahrnehmung

Ihr solltet Euch deshalb niemals auf die Bildanzeige am Display verlassen. Wenn Ihr auf das Display angewiesen seid (bei manchen Kameratypen) oder einfach nur die Belichtung kontrollieren wollt, solltet Ihr unbedingt das Histogramm zur Beurteilung nehmen.

Das Histogramm zeigt Euch die statistische Lichtverteilung im Bild von 0 (reines Schwarz – links) bis 255 (reines Weiss – rechts). Berührt das Histogramm eine der beiden Seiten, bedeutet das einen Verlust an Daten in diesen Bildbereichen. Unter- oder Überbelichtung. Sofern das nicht gewollt ist, solltet Ihr das vermeiden.

Auch das Histogramm basiert auf dem generierten Vorschaubild in JPG mit den entsprechenden Einschränkungen. Wenn die Aufnahme jedoch passt (keine angezeigten Unter- oder Überbelichtungen), seid Ihr auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Ein JPG hat 8 Bit, RAW 14 Bit (neuere Kameras). RAW enthält wesentlich mehr Bildinformationen und kann so mehr Farben und Details darstellen. Manches was in JPG nicht mehr angezeigt wird, kann mit RAW-Dateien im Bildbearbeitungsprogramm sichtbar gemacht werden.

Alternative zum Kamera-Display

Als Alternative zum Kamera-Display und Histogramm kann ich Euch einen externen Monitor empfehlen, wie sie für Filmkameras üblich sind.

Neben dem Vorteil eines grösseren Displays (es gibt diese in 5 und 7 Zoll), wesentlich heller als Kamera-Displays (aktuell bis 2500 Nit), zuverlässiger Farbwiedergabe (viele sind Rec709 kalibriert was sRGB entspricht)  bieten sie den Vorteil einer „Falschfarbendarstellung“ wo Ihr die Helligkeitsverteilung im Bild sofort seht. Ein Feature welches ich in der Fotografie sehr vermisse. Vielleicht hält es irgendwann auch in der Fotografie Einzug.

Allerdings halte ich dieses Setup mit externen Monitor für Alltagsfotografie und Schnappschüsse für ungeeignet. Ein weiterer Teil zum mitnehmen, mehr Gewicht, höhere Kosten. In den meisten Fällen nicht notwendig.

Wer jedoch nicht unter Zeitdruck steht und Kontrolle über die Ausleuchtung eines Bildes hat, für den kann sich so ein Monitor mit Falschfarbendarstellung als sehr nützlich zeigen. Wer nebenbei mit seiner Kamera auch filmt wird die Vorzüge umso mehr zu schätzen wissen.

Und nun aktiviert das Histogramm in Eurer Kamera, falls Ihr es nicht schon getan habt. Sonst vergesst Ihr wieder. ;-)